Saori Ando schaut entgeistert auf den Mann, der sich wie besessen mit einem wirren Wollknäuel abreibt und dabei in immer heftigeres Keuchen verfällt. In ihr reift der Gedanke, dass sie einschreiten muss. Also nähert sie sich dem ekstatisierten Mann, legt beruhigend die Hand auf seine Schulter und versucht ihn abzulenken. Mit dem Besen eines Schlagzeugers entlockt sie einer kleinen Trommel einen Klang. Wie bei einem kleinen Jungen huscht ein Lächeln über die Lippen des Mannes und er fängt an, auf der Trommel einen Rhythmus zu schlagen.
Joachim Raffel heißt der Mann, dessen ohne Zweifel sexuell interpretierbaren Obsessionen hier im Intervision-Studio in eine musikalische Richtung gelenkt werden. Angekündigt hatte es der Musiker durchaus, dass er sich bei der dreiteiligen Performancereihe „The Saori Series“ nicht auf die Perkussion beschränken, sondern gesanglich und mit ganzem Körpereinsatz bei den Aktionen der anderen Beteiligten intervenieren würde.
Hochgradig faszinierend
Der Gitarrist Serge Corteyn und die Malerin Marjan Verkerk waren zuvor in den künstlerischen Disput zwischen Raffel und der südkoeranischen Tänzerin Saori Ando eingestiegen. Am dritten Abend der Performancereihe richtet sich der Fokus auf Ando und die schwedische Tänzerin Johanna Wernmo. Sehr intensiv und hochgradig faszinierend entwickelt sich die Interaktion zwischen den Performern. Ein an das Publikum gewandter Spiegelkopf, blindes Tapsen in ein Minenfeld aus Instrumenten, hypnotisierte Fesselung, unerwiderte Flirtattacken, aggressive Verfolgungsjagden, vor den Augen des Publikums entwickelt sich aus der freien Improvisation heraus mit nur wenigen Hilfsmitteln ein Panoptikum an Bildern für zwischenmenschliche Kommunikation und Konflikte – mit einigen brisanten Klimaxen.